Wieviel Dogmatismus darfs (muß es?) denn sein? / Wieviel Zweifel?
In letzter Zeit stellen Menschen, die mir wichtig geworden sind, ihren Glauben auf den Prüfstand. Ich denke mir, daß es wichtig ist, seinen Glauben zu hinterfragen. Kann man das überhaupt, ohne seinen Glauben anzuzweifeln? Ich denke nicht. Wenn man anfängt, ziemlich dogmatisch zu glauben und keine Zweifel mehr zuzulassen, dann kommt sowas heraus wie die Kreuzzüge. Die glaubten ja auch ziemlich dogmatisch, hinterfragten nicht (weil es böse war?) und hatten dadurch die Gewalt eines Bulldozers. Ähnlich wie islamische, fundamentale Sprengstoffterroristen, die sich an das Versprechen klammern, nach ihrem Freitod mit 70 Jungfrauen (ich hoffe, ich sag jetzt nix falsches?) die Ewigkeit verbringen zu können (woran ich übrigens nicht glaube).
Aber Zweifel machen auch Angst, weil man anfängt, gewisse Sicherheiten aufzugeben. Solange man in seiner "dogmatischen Burg" sitzt, ist alles in Ordnung. Das birgt Sicherheit und Unfreiheit gleichzeitig.
Moment? Unfreiheit? Jesus macht doch frei? Das war ein Grund, wieso ich mich von der kath. Kirche distanzierte und das Suchen anfing.
Aber ich würde von mir auch behaupten, daß ich recht dogmatisch bin. Ein Punkt ist, daß ich glaube, daß die Bibel Gottes Wort ist. Wie gehe ich dann mit den anzuzweifelnden Bibelstellen um? Ich lasse den Zweifel im Raum stehen und hoffe, daß mir Gott das irgendwann mal erklärt. Und in der Tat tauchten dann in meinem Leben plausible Erklärungen auf, meistens, indem man gewisse Wörter im griechischen bzw. hebräischen Urtext liest und deren Bedeutung erfaßt. So nach dem Motto "Ach soo hat Gott das gemeint!". Sicher hat sich vieles bislang garnicht erklärt, eben da bin ich dogmatisch und glaube naiv. Dennoch habe ich (für mich!) erkannt und erlebt, daß die Bibel in sauvielen Punkten Recht hat.
Ich kann Zweifel gut verstehen und ich hoffe und bete, daß Gott direkt eingreift und denen antwortet, die mir wichtig geworden sind. Zweifel sind irgendwo auch "gesund", weil dadurch das abfällt, was nicht echt ist.
sofx
17 Comments:
Es gibt aber so Dinge, wie z.B. eine Stelle aus den Sprüchen, die ich einfach absolut nicht vertreten kann. (Ich hab die Stelle gerade nicht gefunden.)
Da steht so sinngemäß, dass es deinem Kind gut tut, wenn du ihm ab und zu mal eine runterhaust, also es züchtigst.
Und da kann ich nicht einfach sagen: "Ja, wenns die Bibel doch sagt stimmts schon!"
Meine Mutter hat mir ein Mal eine Ohrfeige verpasst, und das weiß ich heute noch! Es war nicht sehr schön und gut getan hat es mir bestimmt nicht!
Man kann vielleicht das in Frage stellen, was man meint verstanden zu haben, und es an der Bibel prüfen und mit anderen Christen diskutieren.
Aber den Glauben als solches anzuzweifeln?
Wie geht das überhaupt? Glaubt man dann, daß man vielleicht doch nicht glaubt?
Und das, was Taketh dazu gesagt hat, daß man sich vielleicht für klüger als die Bibel hält, (ich möchte hinzufügen : als Gott selbst bzw. als die Menschen, die an Gott glauben), kann ich nur unterstreichen.
@ taketh:
Ich bin überzeugt davon, dass eine gute Erziehung im Normalfall ausreichend ist. Man kann dem Kind auch ohne Schläge Grenzen aufzeigen.
Die Ohrfeige habe ich on miener Mutter bekommen, weil ich ihr nen Vogel gezeigt hab (an die Stirn getippt).
Nun mag jeder sagen: Recht hat die Mutter! So einem frechen Kind gehört eins drauf!
Das dumme ist nur, dass die Leute, die das mal so eben beurteilen, nicht alles sehen.
Da wird dann in meinem Beispiel eben übersehen, dass ich das nicht aus reiner Bosheit (oder aus Trotz oder was den Leuten da sonst noch so einfällt, um Kinder abzustempeln) gemacht habe, sondern weil mir meine Mutter vorher einfach ohne Erklärung etwas veroten hat, was ich nicht nachvollziehen konnte. Das fand ich sehr ungerecht.
Und ich bin mir sicher, dass es vielen Kindern so geht. Kinder sind etwas sehr sensibles, wage ich zu behaupten und durch Schläge erleidet ihre kleine, zarte Seele Brüche.
Ich kann meinen eigenen Glauben anzweifeln, auf jeden Fall. Dem geht allerdings voraus, dass ich mich anzweifle. Und das tue ich immerzu, genau das ist auch mein Problem.
Die Folgen daraus sind:
- positiv: Ich hinterfrage meine Taten und meine Denkweise, das macht mich zu einem vorsichtigen Menschen, der nicht rechthaberisch ist.
- negativ: Ich stelle alles an mir in Frage, ich weiß deshalb nicht mal, wer ich eigentlich bin und was ich will.
Ich frage ständig nach dem "warum?". Und es gibt im Umfeld des Menschen wirklich viele Faktoren, die ihn beeinflussen. Ich weiß deshalb nie, ob ich denn jetzt bloß so bin oder etwas bloß deshalb will, weil ich so beeinflusst wurde (durch Sozialisation).
Also weiß ich auch nicht, ob ich bloß glaube, weil ich z.B. so erzogen wurde oder aus eigener Überzeugung oder weil Gott mir den Glauben schenkt.
Leider kann man sowas nicht beweisen, lediglich vermuten. Deshalb zweifle ich ständig und immer an allem.
Ich persönlich finde, dass die negativen Folgen schwerer wiegen. Ich sehne mich ja auch, wie alle Menschen, nach Sicherheit. Diese kann ich aber nur erlangen, wenn ich mich festlege. Das wiederum verbietet mir allerdings meine Art, alles zu hinterfragen.
Ich lebe also in einem ständigen Konflikt zwischen: "Ich will Sicherheit" und "Ich will mich nicht festlegen".
Das ist ganz schön schlimm, aber ich schätze mit dem Alter werde ich mich festlegen, weil ich irgendwann erkennen werde, dass ich ohne Festlegungen auf Dauer nicht bestehen kann, da ich nicht die Kraft habe, in ewiger Unsicherheit zu leben.
Zum Glück bedeutet sich in Sachen Glauben festlegen nicht, daß man zwangsläufig seine Lebensweise festlegt. Es sei denn man glaubt zB an einen bösen, zornigen, ständig-eins-draufhauenden Gott. Diesen Gott hat mir die kath. Kirche gelehrt und ich hab ihn für mich als "Leistungsgötzen" enttarnt und ad Acta gelegt.
Ich hinterfrage mich auch ständig, werfe mich an denselben Stellen nach Jahren immerwieder auf und denke mir jedesmal "warum bin ich so blöd und stehe schon wieder an derselben Stelle?". Wenn ich an einen Gott glaube, der mich liebt, dann muß ich das ja nicht zwangsläufig auf andere Menschen projizieren und an denen ausleben. Zumindest nicht so, daß es ihnen unangehm erscheint. Man muß ja Gott sei Dank garnix und ich hinterfrage alles, was ich vermeindlich für Gott tue, ob ich es tue, um ihm gefallen zu wollen (also etwas bei ihm zu "verdienen") oder ob ich es tue, weil ich Jesus liebe und aus Freude an ihm.
Ergo muß ich ja erstmal Freude für ihn empfinden und wenn ich die nicht habe, sollte ich, wenn schon, daran "arbeiten" ..ääh.. lassen! :)
Ich muß, wenn ich mich festlege, meinen Glauben nicht verteidigen. Ich kann andere Meinungen durchaus so stehen lassen. Letztlich kann keiner beweisen, ob es Gott gibt, oder ob es Gott nicht gibt. Bleibt nur übrig, daß man sich da glaubend festlegt. Weder Evolution noch Schöpfungstheorie sind bewiesen (obwohl oft gesagt wird, daß die Evolutionstheorie bewiesen wäre).
Festlegen gibt da möglicherweise Sicherheit, weil es ein "Glaubensschritt" ist, der zu individuellen "Beweisen" führen könnte. Bei mir ist es so, ob man das übertragen kann, weiß ich nicht.
sofx
Ich will aber erst individuelle Beweise und mich DANN festlegen. Ich will mich einfach nicht auf etwas festlegen, von dem ich nicht für mich weiß, dass es wahr ist.
Ich glaube, Uli, wir verfolgen unterschiedliche Interessen. Dir ist Jesus am wichtigsten, mir ist die Wahrheit am wichtigsten.
Wenn nun aber Jesus die Wahrheit ist, wie er ja von sich behauptet, ist er mir auch am wichtigsten.
Allerdings möchte ich eben genau das von ihm selbst erfahren, dass er die Wahrheit ist. Behaupten kann das ja jeder von sich.
Ich meinte mit "Ich weiß nicht, ob ich nur glaube, weil ich erzogen wurde" nicht Religion, sondern einzig und allein den Glauben, dass es einen Gott gibt. Und das kanns chon anerzogen sein. Wenn dein Umfeld davon ausgeht, dass es einen Gott gibt und du damit aufwächst, ist es schwer, wirklich zu glauben, dass es keinen Gott gibt, da es schon ein selbstverständlicher Teil deines Lebens ist.
Ich habe keine Angst, meinen Glauben zu verlieren oder Jesus.
Ich habe lediglich Angst, die Wahrheit nicht zu finden bzw. zu verfehlen. Das ist das Einzige, was mir wichtig ist!
Und ich sehe meine Zweifel sehr positiv, nur möchte ich nicht ewig in diesem Zustand verweilen, da er schon ziemlich viel Kraft raubt. Die Zweifel zecken meinen Glauben an, auf jeden Fall, aber ich bin ja auf der Suche nach der Wahrheit und die kann ich nur durch Zweifel finden. Zweifeln bedeuten für mich Suchen. Sie sind nicht destruktiv.
Naiv glauben, also aufhören zu hinterfragen, könnte beinhalten, dass ich mich selbst belüge und mich damit abfinde. Das will ich auf gar keinen Fall!
Taketh: Ich kann sehr wohl sagen, daß ich Gott erlebe und er sich damit für mich fühl- und sichtbar in meinem Leben manifestiert hat. Oder wars der Kraft-Pipi, der vor 2 Jahren in NW ein Wunder tat? Helmut Ziegler wars sicher nicht.
Vergessen wir so schnell Gottes Werke oder wieso fangen wir an, Gottes Werke, die wir als solche Erkannt haben, zu zerreden?
Ich rede jetzt nicht von der Art "Gottes Werke", die als Rechenschaft für gewisse _Taten_ mißbraucht werden.
Gott wird zu unserer Auferbauung, damit wir betankt werden, undsoweiter. Man kann sau oft Gott wegdiskutieren und sagen "Naja, das ist auch psychisch erklärbar".
Wenn Gott dich heute an die Hand packen würde, und sagen würde "geh zu den Prostituierten und schenk denen je eine Rose von mir", würdest du es dann einfach tun oder würdest du sagen "das ist eh nur ne blöde Idee aus meinem Hirn und das mache ich nicht". Herausfinden wirst du es wahrscheinlich erst, wenn du es getan hast, zB an Hand der Reaktion der beschenkten Frauen. Freilich sollte man sein Hirn dabei einschalten. Aber mal ehrlich - wer von uns hatte nich schon solche ähnlichen Gedanken und hat sie verworfen? Aus eigener Erfahrung kann ich nur sagen, daß ich, wenn ich sowas mal einfach gemacht habe, Segen empfunden habe. Und auch da wieder: Einbildung? Vielleicht, vielleicht auch nicht.
Vielleicht sollten wir treu im Kleinen sein?
Claudia: nunja, ich gebe dir recht, daß du nach der Wahrheit suchst und ich sie in Jesus gefunden habe. Ich hab irgendwann Jesus mit Wahrheit gleichgesetzt. Ob das nun stimmt, wird dir Jesus auch nicht beweisen können. Was machst du, wenn der Teufel vor dir steht und sagt "ich bin die Wahrheit"? Glaubst du ihm dann, nur, weil er es sagte? Oder hab ich da was falsch verstanden? *Kopfkratz* weil eigentlich dachte ich ja, daß du keinem mehr naiv hinterherlaufen will, der von sich behauptet, die Wahrheit für sich gepachtet zu haben (die er garnicht hat!).
ofF :-D
Achso, ja: Die einzige Prostituierte, die wir heute "gefunden" haben, freute sich riesig über diese Rose und strahlte über alle 4 Backen. *smile*
mfF sofx :D
Taketh: Thomas mußte ja auch erstmal in diese Wunden fassen. Er hätte ja sagen können "Jesus, die Wunden sehn getürkt aus, sowas lang ich nich an, darauf laß ich mich nicht ein".
Meinst du ich bin mir nicht dabei blöd vorgekommen, als ich das erste Mal geboten habe oder als ich das erste mal für jemanden um Heilung gebeten habe (was übrigens erst 1x "funktioniert" hat)?
Es geht nicht um 500Eur, die du jmd gibst, sondern in dem Fall um eine Rose, die vielleicht 50ct gekostet hat. Und ich denke, es geht einfach darum, seinen inneren Schweinehund dazuzu bewegen, sich auf so "komische Aktionen" einzulassen. Wenn Gott mir sagen würde, ich soll einem Penner 500Eur geben, und ich wäre mir dessen nicht 100% sicher, dann würd ich dem Penner 5Eur geben und nachfragen, ob die beiden Nuller ernstgemeint waren und mich da dann (hoffentlich) korrigieren lassen. :)
Aber der wahre Grund, bei sowas zu kneifen, ist bei mir nicht das Geld, sondern die Faulheit.
sofx
@ taketh: Wenn mir Gott nicht irgendwie begegnet, sage ich nihct, dass es Gott nicht gibt. Is mir schon klar dass man das ebenso wenig beweisen kann, wie man beweisen kann, dass es Gott gibt.
@ Uli: Nein natürlich würde ich dem Teufel nicht hinterherrennen, wenn er von sich behaupten würde, er sei die Wahrheit. Ich glaub du hast was missverstanden. :)
Ich renne eben niemandem hinterher, der von sich SAGT, die Wahrheit zu sein. Sonst würde ich mich ja auf die Worte von Jesus verlassen.
Ich will auch keine allgemein gültigen Beweise wie ein großer Geldregen oder eine Feuersäule oder ne Massenheilung.
Ich möchte lediglich von Gott eine gewisse Sicherheit bekommen, er soll sich mir PERSÖNLICH offenbaren. Wie er das anstellen soll, weiß ich nicht. Aber das kann ja nicht so schwer sein, wenn er es bei anderen Christen ja auch hinbekommt.
Irgendwie finde ich, dass ich ein gewisses Recht darauf habe, zu wissen, wem ich mein Leben widme und meine Liebe schenke. So!
Claudia: Ich geb dir Recht! *grins*
Und soll ich dir was sagen? Ich hab dich sauuulieb und freu mich voll an dir. *smile*
Ich werd Gott nerven, daß sich da was rührt.
Ich krieg langsam n Knoten ins Hirn von der ganzen Bloggerei über die Zweifel. :)
Taketh: Du lebst ständig in Angst bzw. aus ner Angst heraus. Angst zu versagen, Angst was falschzumachen, Angst, eins aufs Maul zu kriegen, Angst, vielleicht doch nicht in den Himmel zu kommen.
Und diese Angst scheint dich voll zu leiten. Das ist kein Vorwurf, das denke ich mir nur, wenn ich deine Zeilen lese.
Es leben viel zu viele Christen in Angst und Schrecken. Zu Luthers Zeiten haben sie Geld aus der Angst der Menschen geschöpft, aber zum Glück sind diese düsteren Zeiten vorbei.
Heute haben wir eine Bibel, die wir lesen können, in der steht, daß du geliebt bist. Die damalige Kirche versuchte genau das zu vertuschen, deswegen gingen sie ja so gegen Luther, der es wagte, das Wort Gottes fürs Volk überhaupt erst zugänglich zu machen.
Glaubst du, daß Gott dich liebt oder glaubst du das nicht? Sellst du dich drauf oder willst du dir immernoch ein paar Pluspunkte bei Gott verdienen? Hab keine Angst, denn wir haben Gnadenzeit. <- Punkt! :-)
sofx
Wie wärs dann mal mit einer grundsätzlichen Änderung deiner Einstellung dazu? Oder traust du dich nicht, weil du Angst hast, dadurch deinen Glauben zu verlieren?
Glauben heißt _nicht_ verkrampfen und verkrampfen heißt nicht glauben.
Der Glaube an Jesus macht doch frei? Und unter Freiheit verstehe ich auch, daß man sich nicht verkrampft.
sofx
Ich hab nie behauptet, daß die Änderung der Einstellung einfach wäre.
Aber du hast die Möglichkeit, dich dahin auf den Weg zu machen.
sofx
Es kommt auch darauf an, inwieweit man sich prägen läßt.
sofx
Ich behaupte, daß es sinnvoll ist, von deinem Weg der Bitterkeit wegzukommen. Ich sage nicht, daß es einfach ist und auch nicht, daß es von jetzt auf plötzlich geht.
Es stellt sich dabei vmtl. auch die Frage, ob du dein Gottesbild überprüfst und ggf. über Bord wirfst und dir n neues geben läßt. Auch das ist nicht einfach, aber doch befreiend.
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