10 Januar 2006

Vaterlose Gesellschaft

Am Sonntag habe ich mit Josha über Teenies geredet und er sagte das, was ich schon lange irgendwo denke. Wir haben eine "vaterlose Gesellschaft". Ich habe viel mit Teenies zu tun und es ist eine Ausnahme, wenn sie eine ("gesunde") Beziehung zu ihrem Vater haben. Die meisten haben mit ihm nichts zu tun und wenn, dann ist diese Beziehung eher krank. Warum sind Männer oft so teilnahmslos, wenn es um ihre Kinder geht? Ich hoffe, ich mache nicht dieselben Fehler und ehrlichgesagt habe ich Angst davor.
Was mich besonders berührt ist die Dankbarkeit, die mir entgegengebracht wird, wenn ich mich nur ein klein wenig mit ihnen beschäftige, mal frage, was in deren Köpfen vor sich geht. Das ist garnichtmal so viel und doch anscheinend sauviel aus der Sicht derer, mit denen ich mich beschäftige. "Wenn Väter wüßten, was sie da verpassen", denke ich mir dabei oft. Ich schaue einfach gerne zu, wenn sie von alleine gehen, wenn sie mal vorsichtig "angeschubbst" werden und ein klein wenig unterstützt werden. Einfach mal "zuhören" ist dabei anscheinend schon sehr viel wert.
Das Dilemma ist, daß es viele solcher Teenies gibt und es ist mir klar und das befreit mich auch, daß ich nix dagegen tun kann. Ich will damit sagen, daß ich mich zur Verfügung stellen kann und daß ich mit Gott und meiner Frau/Ehe abwägen muß, wieviel ich geben kann (darf). Mir ist klar, daß ich ohne meine Frau das nicht könnte, ich bin durch sie "geerdet" und ohne Gottes Kraft wäre ich sowieso schon längst ausgebrannt.
Ich hab mir ja schon vor ein paar Monaten über die "Generation Knuff" Gedanken gemacht, wahrscheinlich liegt das Geknuffe auch daran, daß Teenies heute wenig "väterliche Nähe" gespürt haben?
Leider wird dieser Mangel an dieser Nähe oft ausgenutzt - nicht selten auf perverse Art und Weise, wodurch noch tiefere Verletzungen entstehen.
Wie auch immer, ich bin für ein paar Mädchen sowas wie ein "Ersatzpapa" geworden. Klar kann ich keinen echten Vater damit ersetzen, dennoch will ich - soweit es meine Zeit zuläßt - da sein. Das muß freilich vorher abgeklärt sein, sonst enttäusche ich auch.
sofx

5 Comments:

At 12:04, Anonymous Anonym said...

also erstens die frage: hast du selbst kinder? kannst du es echt aus der sicht eines vaters beurteilen? meist sieht die realität doch ein wenig anders aus als viele der guten wünsche. zweitens denke ich, es ist IMMER etwas anderes, wenn jemand von aussen "papa" oder "seelsorger" oder wie auch immer du das nennen willst, spielt. so ähnlich wie die rolle der großeltern/onkel/tante: mit rat und tat und gutem willen (liebe!) dabei sein, aber die letztendliche verantwortung tragen die leiblichen eltern.
was natürlich nicht sagen will, das deine beobachtungen falsch sind: die beziehung zu den eigenen eltern (ich nehme den vater nicht einzeln, gibt es doch auch genug positive beispiele für die väter und negative für mütter) lässt heutzutage sowieso und gerade in der teenie-phase oft zu wünschen übrig und selbst solche eltern, die es wirklich gut meinen, sind da oft überfordert. auch diesen punkt sollte man bei solch einer diskussion nicht vergessen. ich hoffe, es kommt so rüber, wie ich es gemeint habe und du bist nicht verärgert über meinen kommentar...

 
At 12:37, Blogger HoSnoopy said...

Ich habe von den Teenies geredet, die tatsächlich keinen Vater haben, weil sie zB durch Scheidung/Trennung aus deren Leben verschwunden sind.
Mir ist bewußt, daß das IMMER was anderes ist und daß ich freilich auch da differenzieren muß. Ich bin ja auch nicht für sie als Elternteil verantwortlich. Das ist mir schon klar :).
Daß Eltern, insbesondere alleinerziehende Mütter überfordert sind, weiß ich auch. Ich bin ja auch mit ihnen im Kontakt und rede auch mit ihnen. Es wäre auch schlimm, wenn das nicht so wäre, denn das würde Desinteresse seitens der Mütter zeigen.
Und nein, ich habe (noch) keine eigenen Kinder, aber kommt noch! :)
Und nein, ich bin nicht verärgert über deinen Kommentar. :)
spfx

 
At 08:58, Blogger Josha Eisenhut said...

Hey anonym,
von der vaterlosen Gesellschaft zu sprechen, ist glaube ich mittlerweile empirisch abgesichert.

 
At 12:19, Blogger maze said...

hm... mir fällt dazu das Lied "Cats in the cradle" von Cat Stevens ein.

Ich habe auch keine gute Beziehung zu meinem Vater. Vieles fehlt mir einfach, wo ich auch selbst zurecht kommen muss, wo mir das auch deutlichst gemacht wurde. Ob das funktoiniert, ist ne andere Sache. Ursachen für das "Vater"-Problem sind meiner Meinung nach, ganz unterschiedlich. Wenn ich jetzt Papi wäre, wüsste ich, denke ich, jetzt nicht, wie ich damit genau umgehen sollte. Auf einmal ist viel mehr Verantwortung zu tragen, als man das eh schon muss (sollte zumindest finde ich). Es würde auf jeden Fall meine komplette Entwicklung, in der ich noch steck, entscheidend verändern. Wenn jetzt noch eine Trennung hinzukäme oder so, wäre es dann meiner Meinung nach ne halbe Katastrophe, weil die Verantwortung nun meistens auf der Frau liegt und ich meiner Vernatwortung nicht mehr richtig nachkommen könnte, weil ich nicht mal ne reelle chance hätte. So stell ich mir eine solche Situation zumindest vor. Schwierig sowas zu betrachten, wenn man nicht drin steckt (wo ich allerdings nicht ganz unglücklich bin...)

Wenn ich jetzt nochmal die Beziehung zu meinem Vater betrachte ist das so, das ich immer das Gefühl habe, wenn ich mit ihm zu tun habe, seine Erwartungen an mich nicht erfüllen zu können. Ich kann ihm kaum vertrauen und muss mich dazu äußerst anstrengen. Woran das liegt, da gibt es unterschiedliche Ursachen. Überforderung oder so könnte eine sein. Arbeit ist eine andere. Aber auch die Beziehung zwischen meinen Eltern spiegelt sich dort wieder. Das sind alles so sachen. Mein Umfeld, in dem ich aufgewachsen bin hat auch damit zu tun, auch wenn es vielleicht im ersten Augenblick nicht so aussieht. Vater sein ist eine verdammt schwere Aufgabe und nicht zu unterschätzen. Viele resignieren davor oder ziehen sich zurück, denk ich. Vielleicht, weil sie sich keine Gedankne darüber gemacht haben oder dann "plötzlich" in der Situation standen. Naja. ich denke es ist trotzdem ne tolle Aufgabe, die man denke ich aber nicht alleine schaffen kann. Trotzdem Mut, wer immer in der Situation steckt.

 
At 12:25, Blogger maze said...

jo. das kann ich nachvollziehen. Ich habe, besonders von meinem Dad, häufiger mitbekommen, bzw. er hat's mir ins Gesicht gesagt, das er mich einfach nicht mag. Das war sicher Situationsabhängig. Und ich hab mein Vater schon oft auf die Palme gebracht. Ein "Unfall" war ich sicher nciht, glaub ich zumindest nicht, aber manchmal hatte ich echt das Gefühl.Es ist ein sau dummes Gefühl. Man fühlt sich so Wertlos, ich zumindest häufig. Wenn dann noch das Umfeld entsprechend ist...na halleluja.

Rose, kann dich echt verstehn.

Ich habe, als ich Jesus richtig kennen lernte, also nicht das, was meine Eltern so erzählten und so (danach hätt ich wirklich die Schnauze so gestrichen voll gehabt, das alles zu spät wär), gelernt, das ich echt wertvoll bin in Gottes Augen. Und das er mich wirklich so liebt, wie ich bin. Nicht wie er mich haben will, oder er liebt mich, wenn ich das und das tue, diese Voraussetzungen erfülle, und den Erwartungen entspreche, sondern wirklich so wie ich bin. Mein Selbstvertrauen, Selbstbewusstsein ist weiter weiter ausbaufähig, aber ich denke ich bin auf einem guten Weg. Ich hoff, das seh nicht nur ich so. Auf jeden Fall ein Anfang.

 

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