16 Februar 2006

Ich bin härter geworden - oder nicht?

Ich beobachte an mir, daß mich viele Turbolenzen, die einige Menschen, die ich kenne, mitmachen, nicht mehr so angreifen wie früher. Ich bin ja in einer "heilen Welt" großgeworden und mit 8 Jahren erfuhr ich erstmals, daß es sowas wie "Ehescheidung" gibt und es erschien mir verdammt strange. Dorfleben halt.
Mit der Zeit lernte ich viele Menschen kennen, mit 22 Jahren lernte ich erstmals ein Mädchen kennen, das vergewaltigt wurde. Und ja, es nahm mich mit, bzw. ich wußte garnicht so recht, damit umzugehen, denn es war neu für mich. Mit 26 lernte ich erstmal eine Satanistin kennen und es nahm mich ebenfalls mit.
In dieser Zeit konnte man mich auch recht leicht manipulieren, bzw. ich ließ mich von den schlechten Emotionen und Erlebnissen der Menschen massivst runterziehen. Ich konnte mich kaum vor all der Scheiße abgrenzen. Gott wollte dann auch, daß ich mich vor bestimmten Menschen fernhalte, oder, daß ich mich aus bestimmten (Chat)Räumen fernhalte, was ich meist auch tat. Wo ich es nicht tat, bekam ich "nur" ein blaues Auge, emotional.
Als ich im April 2004 in den Gothic-Chat ging, merkte ich, daß ich doch dazugelernt habe: Vieles greift mich nicht mehr so an. Bin ich abgestumpft oder hab ich gelernt damit umzugehen? Wahrscheinlich beides.
Wenn ich heute jemanden kennenlerne, der massive Probleme hat, aber so garnicht da rauswill, dann gebe ich (wenn ich darf) mein Statement dazu hab und ziehe weiter. Ich bin zwar noch da, aber eben nur auf "standby", das heißt, da ich aktiv nichts mehr tue.
Auch bei den JF-DA beobachte ich an mir, daß ich Leute, denen es nicht so gut geht, die aber nach meinem Empfinden nicht so recht damit rausrücken wollen oder lieber im Selbstmitleid versinken wollen, in ihrem Loch sitzen lasse und ebenfalls auf "standby" gehe. Ist das lieblos? Oder ist es lieblos vom anderen, zu erwarten, daß man trotzdem bohrt und betuttelt?
Wo ich mich früher drauf eingelassen habe, ziehe ich heute eine Grenze und sage "nein".
Ich kann zuhören, aber helfen? Wohl kaum. Gut, ja oft hilft schon bloßes Zuhören. Aber ich bin kein ausgebildeter SozPäd, Psychologe, Seelsorge, oder sonst was. Ich habe zu vielen Dinge eine Meinung, die ich dann auf Wunsch auch sage. Meistens schicke ich die Leute zu Leuten, die in bestimmten Dingen (besser) ausgeblidet sind. Aber Zuhören is eigentlich immer drin.
Daß ich nicht helfen kann, entspannt mich auch ungemein. Und so habe ich etwas neues entdeckt in den letzten 2 Jahren: Ich kann mich trotz massivster Probleme der Menschen an deren Wesen/Persönlichkeit erfreuen. Wenn ich dann sage "ich hab voll Freude an dir" wird das meist skeptisch betrachtet. Logisch. Die Leute sehn ja auch in erster Linie ihre Scheiße.
Und ich sehe in ihnen ein Wunder Gottes und bin froh und dankbar, mit ihnen zu tun haben zu dürfen. Daher denke ich auch so positiv von ihnen. Ich habe nicht den Anspruch, effektiv Menschen zu verändern oder gar zu "verbessern", aber ich hoffe, daß diese Menschen Jesus kennenlernen, der Menschen wirklich verändert.
Ich fühle mich nicht selten wie Doc Brown in "Zurück in die Zukunft I" als er am Ende des Films versucht, das Kabel zusammenzukriegen, aber es ist zu kurz. In der einen Hand der Draht zu Gott, in der anderen der Draht zu den Menschen.
sofx

4 Comments:

At 12:23, Anonymous Anonym said...

Schönes Bild, da im letzten Absatz. :-)
Aber wie im Film schafft es Gottes Energie da auch durchzuschlagen.

 
At 14:11, Blogger HoSnoopy said...

Genau so fühle ich mich auch manchmal *G*
sofx

 
At 20:08, Blogger K said...

Uli, das ist voll schön zu lesen. :)

 
At 20:52, Blogger K said...

(und ich möchte noch nachschieben, dass ich meine, dass das nichts mit härte zu tun hat, sondern mit weisheit.)

 

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